Der Aufgang der Schwarzen Sonne (Dennis Krüger)
Autor: Lars Vierthal
Wer sich vor einigen Jahrzehnten in Büchern über das Thema "Nationalsozialismus und Okkultismus" informieren wollte, betrat noch als Jäger und Sammler Ödland. Die Ausbeute eher mäßig. Verheißungsvolle Spuren führten oftmals ins Nichts. So manch Wurzel erwies sich als halt- und somit wertlos.
Zeiten ändern sich. Nicht immer zum Besseren. Das vormalige Ödland ist zum Dickicht verkommen. Wuchernder Blätterwald, bekritzelt von den groben Federkielen sensationsheischender Schmierfinken. Ihr Gesang, mit dem sie um eine leichtgläubige Leserschaft buhlen, Kakophonie. Phantastereien eine schlechte Tonleiter. Umso erfreulicher, dass seit einiger Zeit Forscher es sich zur Aufgabe gemacht haben, sich des Themas in seriöser Weise anzunehmen. Licht ins Dunkel, Ordnung ins vordergründig Unüberschaubare, Sinn ins vermeintlich Skurrile zu bringen.
Zu dieser rühmlichen Kaste der Wahrheitssucher zählt Dennis Krüger. Dessen Buch "Der Aufgang der Schwarzen Sonne" 2023 in zweiter Auflage im Forsite Verlag erschienen ist. In zwölf Kapiteln - die Zahl angesichts des Buchtitels wohl nicht zufällig gewählt - beweist Krüger, dass er besagter Aufgabe nicht nur gewachsen ist, sondern diese zu meistern weiß. Mit einer Kenntnisfülle und Detaildichte, die selbst in der Materie bereits Bewanderte nicht nur verblüffen, sondern auch mit zahlreichen neuen Informationen versorgen dürfte.
Der Leser erfährt, was es wirklich mit dem Ahnenerbe, der Wewelsburg, der Tibet-Expedition oder so illustren Personen wie Karl-Maria Wiligut oder Otto Rahn auf sich hatte. Und bei dieser Aufzählung handelt es sich nur um einige Beispiele. Wie es sich für einen seriösen Forscher geziemt, lässt Krüger hierbei die Fantasie schweigen und erteilt den historischen, nachprüfbaren Fakten das Wort. Ein Wort, das zeigt, dass die Wirklichkeit bisweilen seltsamer sein kann als die Fiktion. Dass Krüger in seinem Buch das Hauptaugenmerk hierbei auf die SS und deren Umfeld richtet, ist nicht nur dem Buchtitel geschuldet, es liegt auch in der Natur der Sache. Immerhin war es primär Heinrich Himmler, den - um es gelinde auszudrücken - okkulte Interessen antrieben.
Insofern mag sich die Frage aufdrängen, ob der historische Nationalsozialismus wirklich okkulte Tendenzen hatte. Oder ob es einfach nur eine Laune des Zufalls war, dass ein an Okkultismus Interessierter in eine Machtposition gelangte, die es ihm ermöglichte, dementsprechende Forschungen in die Wege zu leiten. Andererseits mag solche Spitzfindigkeit müßig sein. Denn zumindest in einer Sache sind sich Nationalsozialisten und Okkultisten einig. Glauben die einen an die Vorsehung, so die anderen nicht an Zufälle.
Fazit: Wer sich auch nur ansatzweise für die Thematik interessiert, kommt um dieses Buch nicht herum. Kurzum: Standardwerk.
Persönliche Wertung: 9 von 10 Punkten
Erschienen auf dem X-Profil von Lars Vierthaler